Das Gasthaus Schlüssel wurde urkundlich schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erwähnt (also von 1500-1550). Das Gasthaus muss aber schon viel früher bestanden haben. Die Geschichte des Bauern Hans Roth von Rumisberg, der die Stadt vor dem bevorstehenden Überfall gewarnt hat, dürfte auf durchaus ausreichende Unterlagen beruhen, sonst hätte die Stadt Solothurn den ältesten des Geschlechts Roth nicht immer wieder mit Ehrenkleid und Ehrensold bedacht.
Im Gasthof Schlüssel in Wiedlisbach traf er sich mit seinen Rittern zur letzten Verabredung, um den Angriff vorzubereiten. Ein Bauer von Rumisberg, Hans Roth mit Namen, stellte sich auf dem Ofenbänklein hinter der Wirtsstube schlafend und lauschte dabei den Verhandlungen zu. Zuletzt bemerkte man ihn. Um sich davon zu überzeugen, dass er schlafe, gab man ihm Nadelstiche, worauf er, als er es nicht mehr aushalten konnte, zum Schein aufwachte. Die Ritter, der Sache misstrauend, verlangten, er solle schwören, er habe geschlafen und von der Verschwörung nichts gehört und er dürfe keinem Menschen von Fleisch und Gebein etwas sagen. Roth leistete den Schwur und schlich davon, um Solothurn zu retten.
Er hatte einen Teil seiner Jugend dort zugebracht und war der Stadt sehr zugetan. Er lief, so schnell er konnte, Solothurn zu, nachdem er seine Schuhe verkehrt an seine Füsse gebunden hatte, damit die Feinde, wenn sie im frisch gefallenen Schnee die Abrücke desselben sehen, meinen, der Wanderer sei von Solothurn gekommen, statt dahin gegangen. Er langte beim Eichtor (heute Baseltor) an, über dem sich ein aus Stein gehauener St. Urs befand und rief laut zu ihm: „St. Urs, ich erzähle dir eine grausame Geschichte, die du niemandem erzählen darfst“. Der Wächter hörte am kleinen Tor alles und vernahm so den furchtbaren Plan. Er alarmierte die Bevölkerung, und so wurde Solothurn gerettet. Von diesem Zeitpunkt an galt Hans Roth, dessen Haus noch heute anfangs des Dorfes Rumisberg steht, als Retter der Stadt Solothurn. Der älteste seines Geschlechts erhält heute noch als Geschenk zum Zeichen des Dankes jedes Jahr ein Ehrenkleid in den Farben des Solothurner Wappens rot-weiss sowie eine jährliche Pension. Der frühere Hans Roth-Waffenlauf, genannt „der Wiedlisbacher“, sowie der Hans Roth-Gedenkbrunnen in Rumisberg erinnern an die Rettung der Stadt Solothurn durch Hans Roth.
Als Schlüsselwirte werden von 1542 bis 1846 33 Wirte mit Namen genannt. Auch zwei Wirte mit Namen Anderegg sind darunter:
In die Ortsgeschichte eingegangen ist Felix Uebersax aus Thörigen, der in erster Ehe mit Anna Tschumi von Wolfisberg den Schlüssel übernahm. Seit 1754 verwitwet, verheiratete er sich in zweiter Ehe mit Elisabeth Aebi, Tochter des Kaspar Aebi, Wirt zum Rappen (ab 1823 das heutige Restaurant Krone).
Das Ehepaar hat offenbar den Schlüsselstock in seiner heutigen, aus dem Brande wiederentstandenen Form, errichtet. Auf dem guterhaltenen Schaufenster-Sturz erkennt man die eingemeisselten Initialen FüS+EBä, die Felix Uebersax und Elisabeth Aebi bedeuten.
Felix Uebersax starb 1770, die ganze Bürde des Betriebes lastete nun auf seiner Witwe Elisabeth, die erwiesenermassen (geschichtlich belegt) den Kaiser Joseph II. von Österreich mit Gefolge zu bewirten hatte.
Freitag, den 18. Juli 1777reiste Kaiser Joseph II. von Österreich mit einem grossen Gefolge von Solothurn über Wiedlisbach nach Basel. Um 11.00 Uhr langte er im Schlüssel zu Wiedlisbach an, nahm daselbst das Mittagsmahl ein und hielt Rast bis 5.00 Uhr abends. Eine erstaunliche Menge Volks von Solothurn und allen umliegenden Ortschaften strömte herbei, um den hochverehrten Monarchen zu sehen. Mit drei sechsspännigen Kutschen und einem Begleiter zu Pferd setzte er seine Reise fort. Die Geschichte erzählt, die Schlüsselwirtin habe gerade ihre Betten gesonnt, als der Kaiser ankam. Gutmütig habe sie ihre Hände an der flachsenden Schürze abgewischt, dem Kaiser ihre Rechte gereicht und ihn um Entschuldigung gebeten, dass sie nicht eben salonmässig aussehe. Der Kaiser werde ja wohl aus Erfahrung wissen, wie es zugehe, wenn die Kaiserin ihre Betten sonne. Der Volksmund weiss bei diesem Anlass noch eine andere Episode zu erzählen. Um den hohen Gast in den Mauern von Wiedlisbach würdig zu empfangen, haben sich der Bürgermeister und der Rat in Amtstracht vor dem Schlüssel aufgestellt und den Kaiser mit einer Ansprache begrüsst. Mitten in der Rede des Stadtoberhauptes kam ein Karren mit einem Esel als Vorspann zum unteren Tor herein. Erstaunt über die ungewöhnliche Volksmenge, liess der langhaarige Geselle zum Gaudi um der Gesellschaft ein gedehntes, langes „Ja“ ertönen. Lächelnd wandte sich der Kaiser gegen seine Begleiter und sprach halblaut: „Na, na, nur einer nach dem andern“.
Die Kunstmalerin Helene Roth von Wangen a.A. hat die Szene sehr anschaulich auf einem grossen Gemälde festgehalten, sowie auch die Szene von Hans Roth hinter dem Ofen im Gasthof Schlüssel. Zurzeit sind die beiden monumentalen Gemälde in der Gaststube nicht zu sehen; man hofft aber, dass diese bald wieder ihren angestammten Platz einnehmen werden. Wenig später konnte Elisabeth Aebi-Uebersax das blühende Geschäft ihrem Schwiegersohn, Nikolaus Knuchel von Iffwil und der Tochter Anna Maria übergeben, die schon ab 1788 verwitwet, ähnlich ihrer Mutter, den Gasthof noch bis 1795 in eigener Regie weiterführte.
Nach der Leuenberger-Chronik wird Johann Knuchel 1846 als letzter Wirt namentlich erwähnt.
Von ca. 1846-1900 sind die Schlüsselwirte vermutlich nicht chronologisch aufgezeichnet worden.
Fritz Farni übernahm um die Jahrhundertwende den Schlüssel. Er starb 1905. Seine Witwe verheiratete sich mit Rudolf Eichenberger. Dieser verkaufte den Gasthof um 1924 dem Ehepaar Oesch. Oesch war ein origineller Typ, der dem mächtigen Dachgebälk einiges zutraute und verschiedene Balken heraussägte. Er kam damit zu wohlfeilem Brennholz mit grosser Heizkraft. Oesch hielt es nicht lange aus in Wiedlisbach und zog ins Wallis, wo er eine Geflügelzucht aufzog. Hernach übernahm die Familie Adolf Ingold-Schürch den Schlüssel. Sie wirteten bis zu diesem Zeitpunkt im Bad Wiedlisbach.
Nach der Inbetriebnahme der Solothurn-Niederbipp-Bahn (SNB) verschwand der Überland-Pferdefuhrverkehr völlig. Die Stallung rechts vom Haupteingang wurde zum Coiffeur Geschäft umgebaut. Stall und Scheune links der Gaststube wurde zur Reparaturwerkstatt für Autos und Motos und zum Günstig-Laden. Die damaligen jungen Garagisten durchleben schwere Zeiten. Einer nach dem andern gab auf, zog wieder fort, und die Werkstatt diente eine Zeitlang der Bürstenfabrik Obrecht. Nach dem Tod von Adolf Ingold sen. Wurde auch der Comestibles-Laden aufgegeben, und heute befindet sich dort das Coiffeur Geschäft Feuz. Als Gasthofbesitzer folge Adolf Ingold-Kopp jun. Das Ehepaar führte den Schlüssel bis 1968 und hat ihn weiter ausgebaut. So entstand eine doppelte vollautomatische Kegelbahn. 1968 erwarb Familie Hans Bertogg-Elmer das Gasthaus. Er richtete eine Rôtisserie sowie Dancing ein. Nach dem Tod von Hans Bertogg wurde der Familienbetrieb durch seinen Sohn Hanspeter Bertogg weitergeführt (1980-1990).
Anfang Mai 1990 hiess der Besitzer Markus Schenk-Scheidegger, ehemaliger Koch bei HP. Bertogg. Im Jahre 1993 stiess Alois Knüsel-Werder als Mitbesitzer dazu. Im Jahre 1996 verliess Knüsel den Schlüssel und Schenk war wieder alleiniger Besitzer bis 1999. Im Jahr 2000 kaufte die Feldmoos AG mit Walter Brun an der Spitze den Schlüssel. Schenk hörte Ende März 2000 auf. Am 1. April 2000 übernahm Denise Anderegg den Betrieb als Pächterin. Seit Juni 2006 ist sie nun alleinige Besitzerin.
Arnold Heynen im Jahr 2016
Quellen: Leuenberger-Chronik